Ein Plan wird realisiert, die Schützenhalle wird gebaut 1952
Einen bedeutungsvollen Zeitabschnitt in der Geschichte der Schützenbruderschaft St. Antonius nahmen Planung und Durchführung des Neubaus einer Schützenhalle ein. Im Herbst des Jahres 1951 stellte man im Vorstand der Bruderschaft erste Überlegungen an. äußerer Anlaß waren die Schwierigkeiten, die man mit den Zeltfesten auf den Höfen gehabt hatte. Das Schützenfest auf dem Hof Schlüter Jahre 1949 beispielsweise hatte unter einem außergewöhnlich starken Regen gelitten. Unter dem Zeltdach war es bei schlechter Witterung empfindlich kühl. Es mußte nach den Feiern gründlich aufgeräumt werden, Glasscherben, ohne die geht’s nun mal nicht, sorgten für Unmut, zudem war der Hofraum fast für eine ganze Woche blockiert. Sicherlich gaben auch die Beispiele in den Nachbarorten – die Allagener bauten um diese Zeit beispielsweise ihre Möhnetalhalle – den Überlegungen zum Hallenbau Auftrieb. Es gab jedoch auch noch andere Erwägungen. Zu Beginn der fünfziger Jahre setzte eine neue Landflucht ein. Die aufstrebende Industrie und das Bauhandwerk zogen Arbeitskräfte an, die Nachkriegsarbeitslosigkeit verschwand fast schlagartig. Den Abwanderungstendenzen aus dem rein landwirtschaftlich strukturierten Waldhausen wollte man entgegenwirken, indem man versuchte, die dörfliche Gemeinschaft zu stärken. „Gemeinschaft wird durch das Vereinsleben gefördert. Vereinsleben kann sich nur entwickeln, wenn äußere Rahmenbedingungen geschaffen werden. Dazu gehören geeignete Räumlichkeiten“. Mit diesen Argumenten ging der Schützenvorstand in die außerordentliche Generalversammlung am 16. 09. 1951. Der Protokollant vermerkte über diese Zusammenkunft: „Es wurde festgestellt, daß der Bau einer Halle eine Notwendigkeit ist. Die Versammlung sprach sich einstimmig für den Bau einer Halle aus“. Einige skeptische ältere Schützenbrüder hatten ihren Söhnen vorher den Rat mit auf den Weg gegeben:“Stimm men tau, et giett doch nix! (Stimm nur zu, es gibt ja doch nichts!)“Doch diese sollten sich irren. Im Januar 1952 bestimmte die Schützenversammlung eine Baukommission. Heinrich Jaeger, Kaspar Pankoke, Wilhelm Dalhoff, Anton Gosmann und Franz Kühle gehörten ihr an. Wilhelm Dahlhoff zählte zu den tatkräftigsten Verfechtern der Idee, eine Schützenhalle zu errichten. Sein Wort fand stets Anerkennung bei den Schützenbrüdern. Die Bauplatzfrage konnte kurzfristig geklärt werden. Die Gemeinde Waldhausen tauschte ein ihr gehörendes Grundstück an der Vogelstange mit dem in der Höhre gelegenen Grundstück der Frau Grawe. Zur Finanzierung schlug der Vorstand folgendes Verfahren vor: „Alle Landwirte stiften 10 DM pro Morgen (= 1/4 Hektar) ihres Grundbesitzes. Die übrigen Schützenbrüder sollen einen einmaligen Zuschuß von 50 DM stiften. Der Vorschlag wurde von allen Schützenbrüden gutgeheißen „. Die Spende sollte von allen Milchlieferanten in 12 gleichen Monatsraten vom Milchgeld einbehalten werden. Die Molkerei Niederbergheim erhielt von den Spendern die schriftliche Einwilligung, die monatlichen Raten vom Milchgeld einzubehalten und direkt auf ein Sonderkonto bei der Mülheimer Spadaka zu überweisen. Damit praktizierte die Schützenbruderschaft mit gutem Erfolg eine frühe Form des Bankeinzugverfahrens. Der Besitz eines Grundstücks durch die Bruderschaft setzte die gerichtliche Eintragung des Vereins voraus. Diese und die weiteren notariellen Angelegenheiten beim Tausch des Grundstücks mit der Familie Grawe/ Fleitmann regelte der Notar Luig aus Warstein. Die Gemeinde Waldhausen trat den Bauplatz unentgeltlich an die Bruderschaft ab. Im März 1952 konnte das Baukommissionsmitglied Wilhelm Dalhoff der Schützenversammlung anhand des vorliegenden Bauplanes einen ausführlichen überblick über das geplante Bauvorhaben geben. Er erklärte, daß er über die große Einmütigkeit bei der Sammlung der Spendeneinwilligungen überrascht sei.Der Vorstand regte ein Preisschießen an. Der finanzielle überschuß war für den Hallenneubau bestimmt. Es mutet ein wenig befremdlich an, wenn man Protokollbuch dazu liest: “ Um das Interesse am Schießen noch mehr zu steigern, wurde beschlossen, eine Tag für die älteren Schützenbrüder festzusetzen. Auch Frauen und Mädchen sollen sich am Schießen beteiligen „. Die Gemeinschaft der Schützen erlebte durch den Hallenbau einen ungeheuren Aufschwung. Man eröffnete bereits den 17jährigen die Möglichkeit zum Eintritt in die Bruderschaft. Sie konnten sich jeweils am 2. Ostertag eines jeden Jahres eintragen lassen.Schon am 11. Mai 1952 konnte der Grundstein zur Volkshalle – so wird die Schützenhalle gelegentlich in den Archivalien auch genannt – feierlich gelegt werden.Dazu führte der Schriftführer im Protokollbuch aus: „Um 14 Uhr marschierte der Verein im Festzug durch Waldhausen zum Bauplatz. Die Festansprachen wurden gehalten vom Amtsdirektor Geisler in Warstein und vom Präses des Vereins Herrn Pfarrer Muder in Mülheim“.In den Grundstein legte man damals eine Urkunde. Sie beginnt üblicherweise mit der Aufzählung der zeitgenössischen weltlichen und kirchlichen „Regenten“. Das Vorbild für die Art solcher Urkunden reicht weit in die Feudalzeit zurück, als die adeligen und kirchlichen Grundherren ihre Besitztümer und Titel in fast endloser Reihe aufzählten, bevor der Verhandlungsgegenstand erwähnt wurde.
Die Urkunde im Grundstein der Schützenhalle hat folgenden Wortlaut:
„WALDHAUSEN – PFARREI MüLHEIM-MöHNE KREIS ARNSBERG, DEN 11. MAI 1952GELOBT SEI JESUS CHRISTUS!IM JAHRE DES HEILS 1952 – SIEBEN JAHRE NACH BEENDIGUNG DES 2. WELTKRIEGES – ALS PAPST PIUS XII. DIE KIRCHE GOTTES REGIERTE, ALS DR. LORENZ JäGER ERZBISCHOF DER ERZDIöZESE PADERBORN WAR, ALS PROFESSOR THEODOR HEUSS ERSTER BUNDESPRÄSIDENT UND KONRAD ADENAUER BUNDESKANZLER DER NEUGESCHAFFENEN BUNDESREPUBLIK WAR, ALS KASPAR PANKOKE ZEITIGER BüRGERMEISTER DER GEMEINDE WALDHAUSEN WAR, ALS HEINRICH BRÜNE UND GISELA FELDMANN ALS LEHRPERSONEN HIER WIRKTEN, ALS AN DER PFARRKIRCHE WILHELM MUDER PFARRER WAR, UND FRITZ APPELHANS FÜR DIE HIESIGE KAPELLE ALS PFARRVIKAR BESTELLT WAR, ALS DIE SCHÜTZENBRUDERSCHAFT ZUM HL. ANTONIUS IN WALDHAUSEN GELEITET WURDE VON DEM BRUDERMEISTER HEINRICH JÄGER UND DEM HAUPTMANN FRANZ KÜHLE-HERMANNSCHULTE, ALS ANTON GOSMANN SCHÜTZENKÖNIG WAR, ALS DIE BRUDERSCHAFT ETWA 100 MITGLIEDER ZÄHLTE, ALS DIE BAUKOMMISSION, BESTEHEND AUS DEN BRUDERMEISTERN HEINRICH JÄGER UND FRANZ KÜHLE-HERMANNSCHULTE, DEN SCHüTZENBRÜDERN KASPAR PANKOKE, WILHELM DALHOFF UND ANTON GOSMANN, DIE VORARBEITEN FÜR DEN BAU DER HALLE GELEISTET, ARCHITEKT RIDDERBUSCH AUS WARSTEIN DEN PLAN ZUR HALLE ENTWORFEN HATTE UND BAUUNTERNEHMER THEODOR BEELE MIT DEM BAU DER HALLE BEAUFTRAGT WORDEN WAR, WURDE DIESER GRUNDSTEIN ZUR SCHÜTZENHALLE AM 11. MAI 1952 VOM PRÄSES DER SCHÜTZENBRUDERSCHAFT PFARRER WILHELM MUDER FEIERLICH GEWEIHT UND GELEGT ALS BLÜHENDES SINNBILD FÜR DIE OPFERGESINNUNG UND ALLSEITIGE MITARBEIT DER GEMEINDE, ZUR EHRE GOTTES UND DES HL. ANTONIUS, ZUR PFLEGE VON HEIMAT UND GLAUBE, ZUR STÄTTE DER FREUDE UND ERHOLUNG.
Seit 2009 haben wir auf dem Schützenhallendach eine Photovoltaikanlage installiert. Die Anlage hat eine Gesamtkapazität von 53,725 kwp, wo von 1/3 auf die Schützenbruderschaft entfallen.